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Blickpunkt künstliche Intelligenz

Keine falsche Bewegung beim Einkaufen, sonst meldet die neue KI  Laden-Überwachung Sie als Dieb

Mit dem sorglosen Shoppen, wie wir es kennen, ist es bald vorbei!
+ + +  10 Tipps, um nicht in Läden verdächtigt und gefilzt zu werden
+ + +  unverzichtbar angesichts immer rabiaterer Kundenüberwachung
  • Immer mehr Billigaufpasser lauern in SB-Märkten und Kaufhäusern, um mit möglichen Ladendieben Fangprämien zu verdienen.
  • Kriminelle Aufpasser stecken Kunden auch mal etwas in die Tasche, um sie damit als Ladendiebe zu überführen.
  • Einkaufen wie im Minenfeld: totale KI-Überwachung soll jetzt auch in deutschen Läden Diebstahl ganz ausmerzen. Deshalb wird es bald kein unbeschwertes Einkaufen mehr geben.
Der Handel schlägt zurück, gegen immer mehr Ladendiebstahl, und rüstet auf. Doch so kann es auch ehrliche Kunden beim Einkaufen leichter treffen.
Deshalb wichtiger denn je:
10 Tipps, wie Sie sich beim Shoppen verhalten sollten, um nicht als Ladendieb beschuldigt und gefilzt zu werden! (weiter unten)
Einkaufen wie im Minenfeld
Auch auf deutsche Läden, SB-Märkte und Kaufhäuser rollt die radikale KI Totalüberwachung durch künstliche Intelligenz zu. Wegen der geringen Kosten können sich diese neuartige Art der Kontrolle sogar kleine Läden leisten, die bisher kein Wachpersonal bezahlen konnten. Die KI Überwachung nötigt Kunden, sich beim Einkaufen ähnlich vorsichtig zu bewegen, wie in einem Minenfeld (siehe weiter unten). Wo KI Überwachung schon eingeführt ist, lässt sich kaum erkennen. Denn die KI Systeme beobachten Kunden über normale Kameras, die oft schon vorhanden und teils versteckt sind.
Doch zunächst zur immer bedrohlicheren Überwachung durch Menschen.
Immer mehr unerfahrene Billigaufpasser lauern zwischen Verkaufsregalen
Weil es immer mehr Ladendiebe gibt, wehrt sich der Handel mit verschärfter Überwachung. Doch gut ausgebildete Überwacher sind teuer und knapp.
Selbst in den Märkten von Discount-Riesen lauern darum immer häufiger angelernte Billigaufpasser, um diebische Kunden zu überführen.
Kunden zu Unrecht in Hinterzimmer gezerrt
Bekommen Aufpasser Fangprämien, neigen sie dazu, im Zweifelsfall eher einen Diebstahl zu vermuten. Wertet ein Aufpasser ein beobachtetes Verhalten falsch, kann dies für Verdächtigte extrem unangenehm werden.
Die Gefahr, dass man Sie beim Shoppen wegen Diebstahlverdachts bei peinlichen Blicken der anderen Kundschaft in ein Hinterzimmer zerrt und nötigt, sich durchsuchen zu lassen, ist schon jetzt größer, als Sie sich vorstellen können. Hat Ihnen im Extremfall ein krimineller Aufpasser zuvor etwas in die Tasche gesteckt, haben Sie ein Problem.
Fälle falscher Beschuldigung hoch sechsstellig
Nach Schätzungen von Experten liegt die Zahl der zu Unrecht Verdächtigten, Abgeführten und Gefilzten im Bundesgebiet bei jährlich etwa 700.000 Kunden. Solche Fälle kommen also recht häufig vor. Auch weil sich oft der Moment nicht klar erkennen lässt, in dem jemand Waren wegsteckt, die er ohne zu bezahlen aus dem Laden bringen will.
Denn es muss verdeckt aus Distanz mit schlechter Sicht beobachtet werden. Je weniger natürliche Intelligenz, Erfahrung und psychologisches Gespür ein Aufpasser hat, desto größer die Gefahr falscher Beschuldigungen.
Billigkräfte, die unter Erfolgsdruck stehen und denen Fangprämien winken, werten häufiger ein Verhalten als tatverdächtig, das sich nachher als harmlos erweist. Besonders eifrig sind Kräfte, die statt eines festen Lohns einen Anteil vom Warenwert des Diebesguts bekommen. Sie vermuten überall Diebe.
Kunden Ware in die Tasche gesteckt, um Fangprämien zu kassieren
Wie oft es zu falschen Beschuldigungen ehrlicher Kunden kommt, ist an sich schon erschreckend. Dass es dabei aber nicht wenige Fälle gibt, in denen Ladendetektive den Grund selbst erzeugen, schlägt dem Fass den Boden aus.
Laut einem Artikel* des Magazins "Der Spiegel" über die Ladendetektiv-Szene, habe ein Mitglied vom Bundesverband Deutscher Detektive schon damals über Kollegen geklagt, die wegen der Fangprämie soweit gingen, Kunden auch schon mal etwas in die Tasche zu stecken, um sie anschließend des Diebstahls zu überführen.
Als weitere Variante dieser in der Branche als "Diebe-Machen" bezeichneten und damals weit verbreiteten Praxis, wurde das Auszeichnen einzelner Warenexemplare mit zu geringen Preisen angeführt. Sei der Kunde damit zur Kasse gegangen, habe man ihm dies als strafbare Manipulation angelastet. Einkaufen könne in dieser Hinsicht eine gefährliche Sache sein, habe dazu ein Sicherheitsberater gemeint.
Zustände wie im Wilden Westen in vielen Kaufhäusern
Dies wirft ein Schlaglicht darauf, welche Art Menschen sich außer vielen seriösen zum Überwachungsgewerbe hingezogen fühlen. Laut damaliger Experten habe sich damals unter den etwa 15.000 Kaufhausdetektiven im Bundesgebiet nahezu alles an ehemals straffällig gewordenen betätigt, was die Kriminalstatistik aufzähle, wie etwa Betrüger, Erpresser, Diebe, Räuber und sogar Haft-Freigänger. Ein Kölner Richter habe dazu geäußert, in vielen Kaufhäusern würden Zustände herrschen, wie im Wilden Westen.
Situation heute noch schlimmer
Wegen der heute ungleich angespannteren Personallage im Sicherheitsbereich, sei die Situation derzeit noch bedenklicher, glaubt ein Experte. Eine Hauptursache windiger Überwachung seien nach wie vor Detekteien, die ihr Personal nicht gut genug rekrutieren und ausbilden, sowie Kaufhäuser und Märkte, die eher die billigsten Detektivbüros beauftragen, als die besten.
Und jetzt kommt auch noch die totale KI-Überwachung
Selbst wenn Aufpasser gut ausgebildet sind, können sie weder ihre Augen überall haben noch immer aufmerksam sein. Und kleinere Läden können sich gar keine Aufpasser leisten. Dem wird jetzt mit sehr preisgünstigen Systemen aus künstlicher Intelligenz (KI) und Kameras abgeholfen.
In Japan sind solche Systeme, die Ladendiebe automatisch erwischen, schon sehr erfolgreich im Einsatz. Dort werden schon bald 10.000 Läden, Kaufhäuser und Supermärkte mit "AI Guardman" ausgestattet sein, ein System, das der Telekomgigant NTT East mit dem Startup EarthEyes zusammen vertreibt.
Schnelle Verbreitung der KI-Überwachung durch freie Detektiv-Software von US-Forschern
Auch in deutschen Verkaufsräumen dürfte die Zahl der installierten Systeme rasant wachsen. Denn die intelligente Ladendetektiv-Software ist für alle kostenlos. Sie wurde in den USA erfunden, von Wissenschaftlern der Carnegie-Mellon-Universität. Dass vorhandene Kameras genutzt werden können, senkt die Einführungsschwelle zusätzlich.
Da die Systeme weit billiger als menschliche Aufpasser sind und zudem mehr Diebstähle vereiteln, werden deren Kosten schnell wieder eingespielt. Auch kleine Läden können sich diese Art der Überwachung leisten. Für die Kunden allerdings, dürfte das Einkaufen brenzlig werden.
Ein Vorteil der elektronischen Ladendetektive ist zwar, dass sie nicht kriminell werden können. Dafür haben sie aber quasi einen extrem nervösen Finger immer am Alarmknopf. Jeder "Ausrutscher" der künstlichen Intelligenz alarmiert das Personal und erzwingt eine peinliche Überprüfung des Verdächtigen. Für das Personal gibt es dabei keinen Spielraum des Ermessens. Denn würden Durchsuchungen unterlassen, könnte man sich die ganze KI-Überwachung sparen.
KI-Ladendetektiv: Gnadenlos obwohl selbst nicht fehlerfrei
In Läden, die mit künstlicher Intelligenz überwacht werden, sollten Sie Ihr Verhalten noch besser im Griff haben, um nicht verdächtig zu wirken. Denn Sie bewegen sich darin wie in einem Minenfeld
Der "elektronische KI-Ladendetektiv" überwacht über gewöhnliche Kameras. Die Bilder werden ununterbrochen in Echtzeit von künstlicher Intelligenz (KI) analysiert. Die KI hat ihre Augen im Sichtfeld der Kameras praktisch überall und ist immer zu hundert Prozent aufmerksam.
Alle Personen werden dauernd anhand der Körperhaltung, ihres Gangs und der Aktionen und Bewegungen, wie etwa Entnahmen von Waren aus Regalen, bewertet. Jeder Kunde bekommt Punkte, wie Verdächtig er ist. Überschreitet diese laufend neu berechnete Punktzahl eine bestimmte Alarmschwelle, wird das Personal unverzüglich mittels Smartphone-App alarmiert, damit es den Verdächtigen überprüft.
KI-Überwachung zwingt Kunden zu äußerster Vorsicht
Erweist sich eine Verdächtigung als unberechtigt, kann das Ladenpersonal den Fehler kennzeichnen, damit die lernfähige künstliche Intelligenz genau diesen Fehler nicht noch einmal macht.
Dies wirkt banal: Mit jedem Fehler ist aber eine peinliche Überprüfung verbunden, meist mit Durchsuchung. Weder das Ladenpersonal noch die Kunden wissen genau, unter welchen Umständen die KI Überwachung Alarm schlägt. Das nötigt die Kunden zu äußerst vorsichtigem Verhalten, ohne zu wissen, ob zu viel Vorsicht nicht auch wieder die Verdächtigkeit erhöht.
Das macht es umso wichtiger, die folgenden 10 Tipps zum Verhalten beim Einkaufen zu berücksichtigen.

10 Tipps, wie Sie sich beim Einkaufen verhalten sollten,
vorbeugend gegen falsche Beschuldigung, Durchsuchung und falsche Überführung als Ladendieb

Was Sie in Läden, Kaufhäusern und Supermärkten vor menschlichen und elektronischen Aufpassern unbedingt beachten und unterlassen sollten:
  1. Glauben Sie nicht, weil Sie als Stammkunde regelmäßig irgendwo einkaufen, könnte man dort nicht so leicht auf die Idee kommen, Sie zu verdächtigen und zu durchsuchen. Denn die meisten Ladendiebstähle werden nicht von herumziehenden Kriminellen, sondern von ganz normalen Kunden und teils von Stammkunden begangen. Dies wissen Aufpasser und Ladenpersonal aus Erfahrung. Wiegen Sie sich also nicht in trügerischer Sicherheit und achten Sie auf Ihr Verhalten.
  2. Passen Sie auf, dass Ihnen kein Aufpasser etwas in die Tasche steckt, um Sie als Dieb zu überführen und eine Fangprämie zu kassieren. Solche Fälle gab es schon so oft, dass das Magazin "Der Spiegel" extra einen Artikel* darüber schrieb und ein Richter von "Zuständen wie im Wilden Westen" sprach, wie weiter oben erwähnt.
    Wenn Sie solches Zustecken nicht bemerken, in ein Hinterzimmer gebeten werden und vor Zeugen oder der hinzugerufenen Polizei den Inhalt Ihrer Taschen offenbaren, kann dies zu einer bösen und folgenschweren Überraschung führen.
    Oft arbeiten offensichtliche Aufpasser mit solchen zusammen, die sich wie ganz normale Kunden verhalten und scheinbar nur einkaufen. Das Aussehen solcher Aufpasser lässt ganz und gar nicht deren Funktion vermuten. Sie geben ihre Beobachtungen per Funk weiter. Achten Sie also auch dann aufmerksam darauf, dass Ihnen niemand etwas in die Tasche steckt, wenn Sie Aufpasser lokalisiert haben und glauben, es gäbe keine weiteren.
  3. Achten Sie darauf, dass Sie nicht ein Exemplar einer Ware nehmen, dessen Preis von anderen Exemplaren oder dem Regal-Preisschild nach unten abweicht. Denn es könnte sich um eine von einem Ladendetektiv oder von mit diesem kooperierendem Ladenpersonal manipulierte Preisauszeichnung handeln, die er später Ihnen in die Schuhe schiebt, um eine Fangprämie zu kassieren. Dies ist die zweite Art des weiter oben erwähnten "Diebe-Machen".
    Generell sollten Sie bei klar fälschlich zu niedrig ausgezeichneten Preisen vorsichtig sein und nicht versuchen, diese als günstige Gelegenheit zu nutzen. Denn es besteht immer die Gefahr, dass man Ihnen an der Kasse eine Manipulation unterstellt, auch wenn es sich nicht um eine Falle handelt.
  4. Sehen Sie eine mutmaßliche Wachperson nicht intensiv an, sondern schauen Sie an ihr vorbei. Denn wer einen Diebstahl plant, ist innerlich angespannt und muss zwangsläufig dauernd erkunden, ob und wo jemand ist, der ihm gefährlich werden könnte. Er wird erkannte Wachleute nicht so neutral und beiläufig ansehen, wie jemand, der nur Einkaufen will. Erkennt eine Wachperson, dass deren Anblick in Ihnen etwas auslöst, könnte dies einen Anfangsverdacht wecken.
  5. Nehmen Sie in Supermärkten immer einen Einkaufswagen oder Korb. Denn Kunden, die mehrere Artikel in der Hand halten, werden genauer beobachtet, weil bekannt ist, dass Diebe dies bevorzugen.
    Und führen Sie nichts mit sich, was neuwertig aussieht und was es dort, wo Sie Einkaufen gehen, noch zu kaufen gibt. Lassen Sie solche Dinge lieber zuhause. Denn sollten Sie zufällig eines Diebstahls verdächtigt und durchsucht werden und keinen Kassenbon dafür vorweisen können, könnte dies problematisch für Sie werden.
  6. Greifen Sie nicht in mitgeführte Beutel, Tragetaschen oder Handtaschen, und wühlen Sie vor allem nicht darin herum. Denn das könnte verdächtig wirken. Wenn Sie etwas daraus brauchen (Lesebrille, Einkaufszettel, Stift etc.), dann suchen und nehmen Sie es heraus, schon bevor Sie in einen Verkaufsraum gehen. Hand- und andere Taschen, die sich offen oder geschlossen mitführen lassen, sollten Sie nicht offen tragen. So vermeiden Sie einen möglichen Verdacht, Sie könnten planen, etwas hineinzulegen. Und so kann auch niemand etwas hineinstecken.
    Und unterlassen Sie unbedingt jegliches Essen und Trinken in Verkaufsräumen. Selbst wenn Sie an heißen Sommertagen massiven Durst verspüren sollten: lassen Sie Ihre Flasche lieber in der Tasche und handeln Sie sich durch diese oft zu beobachtende Unart keinen Ärger ein.
    Denn Aufpassern und Personal stellt sich zwangsläufig die Frage, ob es sich bei dem, was Sie gerade essen oder trinken um Mitgebrachtes handelt, oder um etwas aus dem Verkaufsraum, das Sie gerade geöffnet haben, schon mal probieren und an der Kasse bezahlen wollen. Da immer die Möglichkeit besteht, dass Sie am Ende so tun, als wäre die Sache bereits Ihr Eigentum gewesen und diese unbezahlt mitnehmen, liefern Sie so einen guten Grund für eine genauere Kontrolle.
    Rechtlich gesehen gilt: solange Sie Ihren Einkauf noch nicht an der Kasse bezahlt haben, gehört die Ware dem Geschäft. Und selbst wenn Sie etwa vom Obstregal nur eine einzige Weintraube probieren, ist dies Diebstahl. Schließlich kann niemand nachvollziehen, was Sie da gerade essen und wie viel Sie wovon bereits gegessen haben. Warten Sie also mit dem Essen und Trinken unbedingt, bis Sie den Kassenbereich passiert und alles bezahlt haben.
  7. Sehen Sie sich nicht grundlos um, bevor Sie Waren von Regalen, Wühltischen etc. nehmen. Und beobachten Sie weder andere Kunden noch Verkäufer. Denn viele Diebe tun dies und Verfolgen möglichst alle Vorgänge im Verkaufsraum, bevor sie etwas einstecken, um zu checken, ob es jemand sehen könnte. Aufpasser werten solches Verhalten als typisch für einen Ladendieb. Denn ein ehrlicher Kunde interessiert sich für die Waren und kaum für sein Umfeld.
  8. Legen Sie jegliche Ware, die Sie in den Händen halten, demonstrativ zurück ins Regal, bevor Sie spontan etwas aus Ihrer Hosen-, Jacken- oder Manteltasche holen. Etwa, wenn Sie sich schnäuzen müssen und dazu ein Taschentuch brauchen.
    Gehen Sie zunächst auf deutlichen Abstand zu Regalen und Waren, und benutzen Sie das Taschentuch möglichst offensichtlich. Stecken Sie es wieder ein, bevor Sie sich weiter irgendwelchen Waren nähern. So ist immer klar zu sehen, dass Sie keine Waren verschwinden lassen konnten.
  9. Falls Sie dazu neigen, in Verkaufsräumen hektisch hin und her zu laufen und immer wieder Artikel aus Regalen zu nehmen, um sie gleich wieder zurückzustellen, weil Sie sich nicht entscheiden können, sollten Sie sich dieses auffällige Verhalten unbedingt abgewöhnen. Denn dadurch wecken Sie leicht den Argwohn vor allem von Billigaufpassern ohne psychologisches Grundwissen. Diese werden dies eher als verdächtig werten, denn als persönliche Eigenart.
    Ein ebenfalls leicht Verdacht erregender Käufertyp verhält sich dagegen sehr ruhig und hält sich lange in Verkaufsräumen auf. Für das Personal wirkt er, als habe er endlos viel Zeit. Er sieht sich alles Mögliche an, nimmt es in die Hand, legt es wieder zurück, um schließlich doch irgend etwas zu kaufen, was er vielleicht zufällig entdeckt hat.
    Wenn Sie zu diesem Käufertyp gehören, sollten Sie keine Haltung einnehmen, die ein verdecktes Einstecken ermöglicht. Achten Sie ganz besonders darauf, alles unverdeckt und offensichtlich zu tun. Vor allem so, dass für mögliche Beobachter immer klar ist, dass Sie jedes Teil wieder zurückstellen und eigentlich gar nicht verschwinden lassen können, damit kein Grund zur Durchsuchung aufkeimt.
    Denn schon durch Ihre lange Anwesenheit lenken Sie eher die Aufmerksamkeit von Aufpassern auf sich. Und wenn diese wegen Fangprämien überall mögliche Diebe vermuten, deuten sie die lange Zeit, die Sie mit dem Ansehen von Waren verbringen, leicht als Zeit zur Vorbereitung eines Diebstahls und beobachten Sie besonders aufmerksam.
  10. In Verkaufsräumen, die mit KI-Systemen (mit künstlicher Intelligenz) überwacht werden, sollten Sie generell alles vermeiden, was vom Verhalten der meisten anderen Kunden abweicht. Damit erreichen Sie einen geringe Basis-Punktzahl Ihrer Verdächtigkeit. Dieser Ratschlag mag Ihnen vage vorkommen. Aber die Arbeitsweise solcher Systeme ist im Kern recht oberflächlich.
    Von KI-Überwachung ist weder Menschenkenntnis noch psychologisches Einfühlungsvermögen zu erwarten. Sie wird beim Ermitteln der Verdächtigkeits-Punktzahl einer Person schlicht alles als verdächtig und somit die Punktzahl erhöhend werten, was vom Verhalten der Mehrheit der Kunden abweicht.
    Man weiß ferner über solche Systeme, dass sie Bewegungen und Posen der Kunden analysieren und mit vordefiniertem verdächtigen Verhalten abgleichen. Bei Bewegungen wie 'Ware in die Manteltasche oder Einkaufstasche stecken' erhöht die KI z. B. stark die Verdächtigkeit.
    Sie sollten deshalb unbedingt die Unart nicht weniger Einkaufender unterlassen, zunächst mehrere Dinge in eine Einkaufstasche zu stecken, um diese später an der Kasse wieder herauszunehmen und auf das Kassenband zu legen. Während ein menschlicher Aufpasser aus dem Beobachten beider Vorgänge und der Einschätzung der Person vermuten mag, dass dabei nichts unredliches vorgeht, wird die KI sicher Alarm schlagen. Legen Sie also lieber alles zunächst in den Einkaufswagen.
    Über falsche Verdächtigungen durch die KI wurde bisher bekannt, dass es vor allem Probleme beim Bewerten unentschlossener Kunden gab. Etwa wenn Kunden etwas aus dem Regal nahmen, es betrachteten, wieder zurückstellten und wieder herausnahmen. Auch wenn hier durch Weiterentwicklung und Selbstlernen der KI sicher Verbesserungen zu erwarten sind, sollten Sie kompliziertes Verhalten, das schwer zu bewerten ist, vorsichtshalber vermeiden.
    Wenn Sie noch noch nicht wissen, ob Sie etwas kaufen wollen oder nicht, so bleiben Sie mit etwas Abstand vor dem Objekt stehen, bis Sie sich entschieden haben. Lässt es sich nicht vermeiden, das Objekt in die Hand zu nehmen und genauer zu betrachten oder zu betasten, so tun Sie dies lieber nur einmal und dafür länger und eingehender, als es mehrfach zu nehmen und wieder zurückzulegen.
Neues Einkaufsgefühl: wie auf einem Pulverfass
Sehr vorsichtiges Verhalten in Verkaufsräumen mit KI Überwachung wird für Sie sicher bald am wichtigsten sein. Denn die Überwachung mit künstlicher Intelligenz kostet wenig und kann mehr Diebstähle aufdecken und verhindern, als menschliche Aufpasser. Deshalb wird sie sich wohl durchsetzen. Der Handel ist gezwungen, sich gegen die ständig zunehmenden Ladendiebstähle zu wehren.
Mit dem unbeschwerten Einkaufen, wie wir es kennen, ist es dank der ausufernden Ladendiebstähle zumindest in KI überwachten Verkaufsräumen vorbei. Wer weiß, dass ein Computersystem ihn ununterbrochen beobachtet und darauf analysiert, wie verdächtig er wirkt, ist verunsichert.
Und wer bedenkt, dass die künstliche Intelligenz, die unvorhersehbar urplötzlich Alarm schlagen kann, wie jede Software nicht fehlerfrei ist und von fehlbaren Programmierern mit Daten gefüttert und trainiert wird, fühlt sich leicht wie auf einem Pulverfass. Es wird sich zeigen, ob diese Art Einkaufserlebnis die Kunden dazu bewegt, noch mehr online einzukaufen.
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* Der Spiegel, Ausgabe 36/1991
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